Bayerische Richterräte lehnen E-Akte ab; zu schlecht seien die Erfahrungen mit der gerichtsinternen Software Forum-Star. Das berichtet die Süddeutsche Zeitung vom 31.07.2014.
Vieleicht kann man ja die Entwicklung der Software für die E-Akte nach anderen Kriterien als bisher vergeben, wie wäre es zum Beispiel mit Qualität. Tausende von Rechtsanwälten können über die Justizsoftware nur staunen, und noch mehr die Anbieter von Anwaltssoftware.
Ich arbeite seit Jahren mit der E-Akte und kann die Störungsanfälligkeit nicht bestätigen. Es ist nur eine Frage, den richtigen Anbieter auszuwählen.
Die Justiz in Hessen arbeitet ebenfalls seit Jahren mit einer elektronischen Akte. Von Problemen hat man nichts gehört.
Die bayerischen Richter sollten also den wichtigen Schritt in die Zukunft nicht blockieren.
http://www.richterverein.de/mhr/mhr111/m11114.htm
Zum Thema.
1. ForumStar ist eine Katastrophe., nicht nur in Bayern, sondern in allen Bundesländern, die mit dem Programm arbeiten. Gehen Sie davon aus, dass in dem „Brandbrief“ nicht übertrieben wird. Die Beispiele beschreiben treffend den alltäglichen Wahnsinn. An meinem Gericht kam es auch schon mehrfach vor, dass sich das Programm während laufender Sitzung verabschiedet; da kommt dann Freude auf, denn das Protokoll mit der Vernehmung von acht Zeugen auf einmal weg ist, und zwar auf Dauer. Nix mit Wiederherstellung oder so….
2. Wie Sie wissen vergeben solche Aufträge nicht die Richter, sondern die Justizverwaltungen, die wiederum am Gängelband des Finanzministeriums hängen. Und deshalb sind halt nicht solche Nebensächlichkeiten wie die Qualität für die Vergabe ausschlaggebend, sondern der Preis. Ganz nach dem Motto „kosten darf es aber nix“.
Ich freue mich schon auf die Begeisterung der Anwälte, wenn alle pünktlich zum Termin erscheinen und dann wieder abziehen dürfen, weil mal wieder das System streikt.
Heute lese ich, dass das AG Dachau als erstes bayerisches Gericht mit der E-Akte angefangen hat, hoffentlich nicht ForumStar? Ich hoffe für uns alle, Richter, Anwälte etc. dass die Verwaltung ein vernünftiges System verwenden wird.
Ich habe damals die Pilotphase als Mitglied eines seinerzeit „auserwählten“ Gerichts am eigenen Leib erfahren und kann die Kollegen in Dachau trösten: egal was alles schief läuft, schlimmer als damals geht es nicht.
Man darf aber selbst bei einem wider Erwarten brauchbaren Programm nicht auf die Lügen der Justizminister hereinfallen, die von einer Beschleunigung der Verfahren sprechen. Eine solche wird es nicht geben. Das sehe nicht nur ich so, sondern u.a. auch die Präsidentin des BAG.